Regio-Erz: Vom Einkaufsnetz zum Einkaufs-Netzwerk

Drei junge Männer aus Bernsbach wollten regionale Produkte auf kurzem Weg an den Kunden bringen. Es kam nicht alles, wie geplant.

Lauter-Bernsbach.

An einigen Stellschrauben mussten sie drehen, teils neue Ideen einfließen lassen. "Wir dachten echt, dass mehr Leute beim Konsum von Lebensmitteln viel regionaler denken", gesteht Steve Wetzel rückblickend. Mit Danny Teumer und Sven Steinmann hat er vor fast genau einem Jahr das regionale Liefernetzwerk "Regio Erz" an den Start gebracht.

In der Region hergestellte Lebensmittel liefern die Bernsbacher den Kunden ins Haus, die vorher via Internet bestellen und dabei auf ein Sortiment mit mehr als 1000 Produkten zurückgreifen können - von Obst und Gemüse über Honig und Marmelade bis zu Fleisch, Wurst und Käse. "Es ist ein Vollsortiment, ausgenommen Fisch", so Wetzel.

Drei Liefertage waren geplant. Der Dienstag lohnte sich aber nicht, sagt Danny Teumer. "Es blieben Donnerstag und Freitag übrig, was wohl an der Nähe zum Wochenende liegt." Den "freien Tag" nutzte das Trio für eine neue Idee: zur Kundenakquise im Bereich der Vereine und Gaststätten. "Zwei feste Partner haben wir da nun, die wir regelmäßig beliefern", so Einzelhandelskaufmann Wetzel. "Wir glaubten, dass viele Leute ein Bewusstsein für hohe Qualität bei den Nahrungsmitteln haben." Doch die meisten, so zeigte sich rasch, redeten wohl nur darüber. "So richtig mitgegangen sind die wenigsten. Selbst aus unserem Freundeskreis."

Entmutigen lassen sich die drei Männer aber nicht. Vielmehr rühren sie auf Volksfesten, Weihnachtsmärkten und bei anderen Gelegenheiten die Werbetrommel für ihr Netzwerk. "Damit haben wir uns anders aufgestellt." Für ein Jahr Laufzeit sei der aktuelle Kundenstamm von zehn bis 15 Bestellern plus einigen Spontankäufern okay. Nun gelte es, das zweite Jahr zu schaffen.

Dabei soll ein Produktkatalog auf Papier helfen. Auch der Mitte 2018 an der Lauterer Straße in Bernsbach eröffnete Laden schafft Kundennähe. Zudem dient er als Raum für Workshops und Produktpräsentationen wie unlängst, als eine Schokoladenmanufaktur ein Schoko-Seminar abhielt. "An sich sei dort nur ein Lager geplant gewesen. Aber durch Laufkundschaft im Laden komme man mit den Leuten ins Gespräch. Weitere Kanäle bietet das Internet mit Youtube und Facebook , wo auch die Erzeuger aus der Region präsentiert werden.

Bestellungen für jeweils mindestens 25 Euro plus Liefergebühr von fünf Euro sind bis 16 Uhr am Vortag möglich. Neben dem Altkreis Aue-Schwarzenberg gehören Elterlein und Zwönitz zum Einzugsgebiet - über die Grenze zu Annaberg und Zwickau denkt man nach. "Da gibt es Anfragen, wo wir überlegen, ob es sich lohnen könnte", sagt Danny Teumer. Für alle reicht das Einkommen nicht. So arbeiten Wetzel und Teumer zu zweit, Steinmann unterstützt in Stressphasen. Der Wocheneinkauf bei "Regio Erz" ist problemlos möglich, aber (noch) die Ausnahme. "Wir glauben daran, dass jetzt eine Generation heranwächst, die verstärkt auf Bioprodukte und Waren aus der Region setzt", so Wetzel.

Ist der Preis ein Argument, sprich das "Netzwerken" zu teuer? Nein, sagen die Bernsbacher. "Eher eine Ausrede. Es wird zu viel konsumiert und viel zu wenig hinterfragt, warum Dinge wie Fleisch und Milch so billig sein können." Großkonzern oder Direktvermarkter vor der Haustür - diese Entscheidung müsse am Ende jeder selbst treffen. Wetzel: "Wir haben uns dazu positioniert. Und geben diese Idee nicht auf."

Quelle: Freie Presse

Von Anna Neef

Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.